Zusammenfassung

Die achte Übung ist endlich dies: Von Zeit zu Zeit nach innen schauen und prüfen, wie weit es gelungen ist, die eigenen Lebens­grundsätze zu befolgen, was man diesbezüglich zu ändern hat und wie diese Änderung erreicht werden könnte. Aus den meist vielen Fehlern und Schwächen bezeichnet man eine, die nächstens zu überwinden ist. Besondere Sorgfalt soll auf die innere Aufrichtig­keit, auf die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber gewendet werden.

Man erwäge, wie man mit seinem Leben in der Gesamtheit menschli­cher Ziele steht. Man nennt diese Übung auch die richtige Beschau­lichkeit.

Die Beschaulichkeit richtet den inneren Blick auf den Kampf, der in jedem Menschen fortwährend vor sich geht: zwischen dem, was er in seinen erleuchteten Augenblicken als Gutes, als menschheit­liches Ziel erfaßt, und dem, was ihn aus seiner Egoität, aus seinem Unterbewußten her impulsiert. Es ist nicht leicht, die Egoität in allen ihren Verkleidungen zu erkennen, im Gewand des Altruis­mus, des Helfenwollens, manchmal des Opfers. Was aber Schwä­che ist, soll als solche erkannt werden, auch wenn sie sich als Stärke ausgibt.

Der Vorgang der Selbsterkenntnis besteht darin, daß die kämp­fenden Parteien in der Seele beide zum Reden kommen, beide angehört und anerkannt werden. Das Gewissen ist dieser Aufgabe nicht gewachsen, weil es nicht vom Ich gebildet wurde; daher kann die Gegenpartei nicht bemerkt werden, wenn das Gewissen »spricht«, und so bleibt die Auseinandersetzung mit ihr aus.

Der aktuelle Gesichtspunkt in der Selbsterkenntnis lautet: was geschieht aus meiner Egoität und was als Beitrag zu menschheitli­chen Zielen? Was ich tue, setzt sich meistens aus diesen zwei Komponenten zusammen. Wir können darauf achten, was uns in der Vollführung der Übungen fördert, was uns hindert: das kann für uns eine Orientierungshilfe sein in bezug auf die Kräfte, die in uns miteinander im Kampf um diese Frage liegen.

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